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… Es ist für den Betrachter notwendig, sich den Arbeiten Johannes Ludwigs mit Zweifeln an raschen Lösungen zu nähern. Er will Sensibilität. Er will den verbrauchten optischen Reizen, dem flüchtigen Sehen, nicht entgegenkommen. So versteht sich die Beschränkung seiner Bildmittel auf das zarttonige, suchende Bauen mit Strukturen. Durch die produktive Vorstellungsgabe des Betrachters entfalten sich Formensprache und Metamorphosen. Die Weite der Vorstellungswelt führt zu Verwandlungen in Immaterialität. Die Strukturen bilden Gewebe, Netze,“Haut“ von Steinen, Bäumen, Menschen und ihre fließenden Übergänge.

Die Fähigkeit des Geflechts, der Verspannung, seine Schleier und transparenten Oberfächen ertasten eine ständig in Bewegung befindliche Natur. Trennungen sind aufgehoben, Schichten der Welt, Bewusstseinsschichten werden freigelegt. Im Dialog der geometrischen Formen und der unruhigen, teilweise ungeformten Farbverläufe gelingt es dem Künstler, die elementaren Spannungen auszudrücken, die das menschliche Leben bestimmen. Form und Unform, Licht und Finsternis, Ruhe und Leidenschaft, Ordnung und Chaos …
(Wetterauer Anzeiger)

… Die, gleichgültig ob in Öl, Mischtechnik oder Thermonotypie gemalten, stets locker und transparent wirkenden Bilder von Ludwig lassen sich beim näheren Hinsehen in lauter kleine, aneinandergereihte Quadrate (mitunter auch Streifen) zerlegen. Jeder dieser Bildpartikel scheint einzeln und für sich ausgearbeitet und dann wie beim Puzzlespiel zu einem Ganzen zusammengefügt zu sein. Dabei entstehen homogene, farblich ineinanderfließende Flächen, die durch geometrische oder auch figürliche Elemente irritiert werden. Während die Pointilisten vor fast hundert Jahren mit dem Zerlegen der Bildfläche in einzelne Farbtupfen eine formale Absicht verfolgten, um damit visuelle Erscheinungen von Licht und Luft wiederzugeben, hat Ludwig offenbar Bedeutendes im Sinn.

Er möchte mit regelmäßig aneinandergefügten Symbolträgern verschiedene Bewusstseinsschichten in Zusammenklang bringen und versucht darzustellen, was sich vor dem äußeren und dem inneren Auge abspielt, etwa bei Begriffen der Landschaft oder der Natur. Es sind Spiegelungen von Eindrücken auf verschiedenen Ebenen, die sich dem Betrachter mitunter recht unverstellt mitteilen können …
(Mainzer Allgemeine Zeitung)

… Wenn Fontane einmal die Zeit „Balsam und Friedensstifter“ nannte, so ist sie in dem Doppelbild von Johannes Ludwig in ihrer horizontalen Aufgliederung, aus dem Dunkel kommend, ins Dunkel gehend („Vergangenheit und Gegenwart“,“Gegenwart und Zukunft“), zu Farbeindrücken geronnen, während „Durchblick“ gleichsam schwarz aufstrebende Säulen vor einen lichten Hintergrund stellt (…).

„Europäischer Kalender“, ein großformatiges Ölbild, hängt im Umgang. Im III.Stock finden sich jedoch drei kleinere Bilder („Bebauter Hang“, „Tonleiter“ und „Spuren“), musikalisch, sensibel, von eigenartiger Faszination der kompositorischenAnlage und differenzierten Farbigkeit …
(Wiesbadener Tagblatt)

… bei Ludwig ist die Landschaft zu Hause; verbindet sich kongenial – horizontal, vertikal mit Bäumen, Sonnen, Blumen und immer wieder der Baum – Indikator für Wachstum, bei dem eine Folge, Fixpunkte, an denen sich die Fluchtlinien schneiden, die Geometrien ihren Halt finden, das Ornament als Beispiel fürs Sentiment, freien Gestus, Reibungsplätze lokalisiert (…) Da notiert das Auge nur noch mit großer Anstrengung die feinen vom Pastell vorgeführten Übergänge in den Farbabstufungen, die oft nur noch diffuse Lichtreflexe ausstrahlen und wie frischer Puderzucker die äußere Farbhaut umspannen, die Transparenz darstellen und die der Fläche eine dritte Dimension zuweisen.

Ebenso vereinen die Aquarelle durch Farbschichtung und Verwendung der Zentralperspektive einen spannungsvollen Dialog von Farbe, Raum und Bildgegenstand…
(Wiesbadener Kurier)

… Zu den prominentesten Künstlern dieser Ausstellung, die bis … geöffnet ist, gehört Johannes Ludwig. Die von ihm ausgestellten Aquarelle zeigen Landschaften und Uferblicke, die sich in ihrer Farbfeldgliederung einem strengen Formaufbau der Fläche unterordnen.

Die optischen und farblichen Gesetze sind in Ludwigs Arbeiten zu einer heiter bunten Ordnung gefügt, die den Betrachter auf das Motiv einstimmt…
(Sylter Rundschau)

… Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Collage von Diaprojektionen einiger Arbeiten der Mitglieder des BBK, die mit abstrakten Konstruktionen überlagert und durch Glasprismen und über den gesamten Raum verstreut wurde. Johannes Ludwig hat diese Collage zusammengestellt; sie zeigt auf eindringliche Weise, wie sehr die Bewegung des Lichts die einzelnen Kunstformen in eine Beziehung zueinander setzen kann.

Solche Veranstaltungen treffen den Nerv unserer Zeit; es sollte sie in Wiesbaden häufiger geben. Das Gezeigte hatte überregionales Niveau, und so wäre es sinnvoll, wenn auch die überregionale Kritik aktiviert würde …
(Wiesbadener Kurier)

„Ich male nicht Dinge, sondern Beziehungen“. Dieser Satz von George Braque ist wie ein Leitmotiv für Johannes Ludwig. Auch ihm geht es um die Spanne und vor allem um die Spannung zwischen zwei Polen. Das kann ein Brückenschlag – aber auch eine Konfrontation sein. Immer aber sind die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung in höchstem Maße ästhetisch: Luftig vor dem Motiv eingefangene Aquarelle, geometrisch angelegte Ölmalerei aus dem Atelier. (…) belegen viele Beispiele an den Wänden und im Atelier die malerische Qualität seiner Arbeit. Den Aquarellen scheint noch die Atmosphäre anzuhaften, in der sie entstanden sind: Leicht, zart, von leuchtender, exquisiter Farbgebung breiten sich da Landschaften,Häuser und Boote aus. In ihnen, wie auch in den ähnlichen Themen vonLudwigs Ölmalerei (hier schwingt auch Mythologie mit, häufig in der Figur des hundeköpfigen Gottes Anubis), wird das Motiv durch Farbschnitte gebrochen. Vertikal und horizontal bilden sie ein Raster, mit dem dieGegenständlichkeit kristallin abstrahiert, verfremdet und einer neuen Ordnung im Sinne der Polaritätenlehre zugeführt wird. Diese prismenartige Auffächerung, dieser Blick wie durch ein Kaleidoskop, ist ein Markenzeichen der Malerei dieses ungewöhnlichen Künstlers.(…) In einer Kunstszene, der das vielzitierte „Jeder ist ein Künstler“ anhaftet, nimmt Ludwig eine Trotzhaltung ein. Ohne sich allerdings in innere Emigration zu flüchten.„Was muss ich tun, um als Künstler berühmt zu werden“, wurde er schon von seinen Studenten gefragt. „Man darf – um Gottes willen – nicht verstanden werden“, ist die ironische Antwort Ludwigs.

Dahinter verbirgt sich eine Auffassung von Kunst, die scharfsichtig eine „Schrittmacher-Funktion“ einfordert: „Kunst sollte den Nerv der Zeit treffen“. Ein gespaltenes Verhältnis hat er zu Künstlern, denen es im Sinne Beuys´ nur noch um die Botschaft, um das Was geht – und nicht um das Gestalten,das Wie. (…) „Um eine wertvolle Ansicht zu transportieren, muss eine passende, angemessene Gestaltung gefunden werden“. Eine Kunst, die sich aber ausschließlich als Abbild der Realität versteht, ist ihm zu wenig.„Wir werden erstickt von Informationen. Alles muss neu sein, dadurch allein ist es aber nicht gut“. Kunst – das ist für Johannes Ludwig eine Dreiteilung von Syntax (Farbe/Form), Semantik (Gegenstand) undPragmatik (Zeitgeschmack/Zielgruppe). Er sucht nach Wegen, die Gestaltung weiter zu erforschen, denn hier gibt es für ihn immer noch neue Entdeckungen.(…) Neben der Malerei forscht Ludwig aber auch nach neuen Medien, nach interdisziplinären Wegen. Ein Schwerpunkt ist die Visualisierung vonMusik – sicher folgerichtig angesichts der rhythmischen Farbklänge seiner Bildkompositionen. Sein „Audio-visuelles Skizzenbuch“ zum Beispiel bildet eine Symbiose von Musik und Bild mit gleichberechtigten Komponenten: Zur Toccata und Fuge von Bach lässt Ludwig Licht, Farbe und Bewegung verschmelzen. (…) Ein äußerst ergiebiges und faszinierendes Terrain. „Aber ich werde auch weiter malen“. Und dem Betrachter damit  eine seltene Einheit von inspiriertem Gestaltungswillen und gedanklichem Hintergrund eröffnen.
(Wiesbadener Tagblatt)

… Das abstrakte Element liegt in der Geometrisierung, einer Strukturgebung, der nach Ludwigs Worten symbolische Bedeutung zukommt. Sie stellt dem Naturhaften den Gestaltungswillen des Künstlers gegenüber. Wie denn überhaupt die Polaritäten in Ludwigs Arbeiten eine große Rolle spielen. Zum Zufälligen eines verlaufenden Farbflecks mit aquarelltypischem Trocknungsrand kontrastiert die exakt konstruierte Linie und Fläche, zur Statik die Dynamik, zur Ordnung die Unordnung, zum Glatten das Strukturierte, zur kalten Fläche die warme, zum Licht der Schatten. Das Gesetzmäßige dieser Malerei hatt seine Analogie in der Musik. „SehenSie meine Bilder so wie Sie Musik anhören!“ empfahl er seinem Publikum. Wie das gemeint sein könnte, suchte eine Dia-Show zu demonstrieren, die Ludwig „Visual-Konzert“ nennt. Dazu waren drei Riesenleinwände und sechs Projektoren im Einsatz. „Licht-Bilder“, notabene eine Uraufführung,ist eine Collage von Diaprojektionen Ludwigscher Aquarelle, zum Teil mit abstrakten Konstruktionen oder mit wandernden, von Prismen erzeugten Lichtreflexn überlagert, oft starke Ausschnitte hervorhebend und das Auge auf das Detail und das Ganze gleichzeitig lenkend.

(…) Ludwigs „Ansichten -Einsichten – Absichten“ zum Thema Malerei sind eine deutliche Abgrenzung zu dem, was oft als zeitgenössische Kunst verstanden wird, was nach seiner Ansicht „Banalitäten und Widerwärtigkeiten des Alltags bis zum Überdruss strapaziert, was auf schrille Lautstärke, Schock und Sensation“ aus ist und was die Informationsüberflutung der Medien mit vorgegaukelter Bedeutungsschwere fortsetzt, ohne gestalterische Qualitäten aufzuweisen. Es genüge nicht, der Zeit dauernd den Spiegel vorzuhalten und Abscheulichkeiten vorzuführen, vielmehr habe Kunst die „Pflicht und Chance, Unzulänglichkeiten und Mißständen anderes entgegenzusetzen.“ Ludwig forderte zur „geistigen Umkehr“, zu „einer neuen Bescheidenheit“, zum „Verstehen der leisen Töne“ auf.
(Bergsträßer Anzeiger)

… Wie durch ein Prisma gesehen, wirken die Aquarelle mit Landschaften und Gebäuden, die Johannes Ludwig zusammen mit großformatigen Ölbildern im Kreuzgang des Klosters Benediktbeuern ausgestellt hat. Sie sind zusammengefasst unter dem Motto „Ansichten, Einsichten, Absichten“. Da sind zum einen die mit Komplementärfarben abgesetzten, ansonsten aber meist in flächendeckenden Blautönen gehaltenen Ölbilder. Leuchtend, strahlend und voller Zeichen und Symbole erzählen sie die Genesis. Tief aus dem Innern emporströmende Bilder, sehr persönliche Einsichten und Erkenntnisse meint einer zu spüren, der sich in diese Gemälde versenkt. Im Vergleich dazu erscheinen Ludwigs Aquarelle zunächst vertrauter. Häuser, Bäume, die Felder und das Meer, wenngleich formal reduziert, sind gleich beim ersten Anblick auszumachen. Doch je länger man sie anschaut, um so unwirklicher, ja mystischer, werden dann auch sie. Was dem flüchtigen Blick als real und begreifbar erscheint, beginnt plötzlich durchscheinend zu werden.

Ludwigs Landschaften wirken dann nicht mehr wie auf festem Grund, sondern gleichsam schwebend und in Auflösung begriffen. Dieser Eindruck entsteht durch eine überaus zarte Farbgebung, die bewirkt, dass Motive in luftiger Transparenz erscheinen. Dazu kommt, dass Ludwig die Landschaften in geometrische Formen unterteilt aufzeigt; wobei er auch mal mitten im Bild eine ganze Formen-Sequenz auslässt,was wiederum die Transparenz und Unwirklichkeit des Abgebildeten steigert. Durch diese sehr eigentümliche Maltechnik lässt Ludwig seine  Landschaften und Häuser seltsam entrückt erscheinen, fast als wären sie nur Schein, eine flüchtige, trügerische Fata Morgana. Dies liegt offensichtlich in der Intension des Künstlers, wie auch dem Motto derAusstellung („Ansichten, Einsichten, Absichten“) zu entnehmen ist. Ihm geht es darum, innere Bilder und äußere Wirklichkeit in Beziehung zusetzen. Wobei der Künstler mit seinen Arbeiten ganz absichtlich die Frageaufwirft: „Was also ist wirklich?“
(Süddeutsche Zeitung)

… Es geht bei Ludwigs Bildern jeweils um die Spannung zwischen Formen und Farben, der Syntax auf der einen Seite und dem dargestellten Inhalt,  der Semantik auf der anderen Seite. Den Betrachter faszinieren zuerst die Formen und Farben der Bilder. Denn schon innerhalb dieser abstrakten    Ebene spielt Ludwig mit den Gegensätzen: Weiche und harte, große und kleine Formen, kräftige und zarte Farben erzeugen interessante Spannungen.

Erst beim näheren Hinsehen dann entdeckt man auch Gegenständliches, häufig aus der Natur, aber auch aus der Alltagswelt. Oft hole er sich, so Ludwig anlässlich eines ersten Rundgangs durch dieAusstellung, Anregungen aus der Natur, doch dann „bekommt die Syntax Vorfahrt“, drängen also Farben und Formen in den Vordergrund.
(Wiesbadener Kurier)