Ölbilder

Zeitgemäße Kunst

Die Frage, ob meine Bilder zeitgemäß sind, kann man zunächst nur mit einer Gegenfrage beantworten: Was ist unter „zeitgemäßer Kunst“ zu verstehen? Wenn man mit „zeitgemäß“ eine stupide Kopie der Gesellschaft und der Zeiterscheinungen meint – etwa die Reizüberflutung, die inflationäre Häufung von Schock und Sensationsgier, die „Ex-und-hopp“-Mentalität unserer Wegwerfgesellschaft, die Banalisierung mystischer Inhalte und die Mystifizierung von Banalitäten, die vorgeschobene weltverbesserische Absicht als Erklärung für gestalterische Fehlleistungen – dann bin ich mit meinen Arbeiten sogar höchstunzeitgemäß; ja, ich male gegen diese Art von Zeitgeist geradezu an.

Versteht man unter „zeitgemäß“ jedoch ein Eingehen des Künstlers auf die physiologischen Eigenarten und Fähigkeiten, die wirklichen rationalen und emotionalen Bedürfnisse des Menschen, ein Hinweisen auch auf die Qualität der leisen Töne, ein Aufzeigen der wunderbaren Parallelität, die zwischen dem allgemeinen Leben und der Kunst besteht – und etwa in den Polaritäten zum Ausdruck kommt – dann sind meine Arbeiten allerdings höchst zeitgemäß. Ich bekenne mich zu dem Leitsatz: Nur eine adäquate Syntax – die bestmögliche Gestaltung also – kann eine inhaltliche Aussage optimal visualisieren und verständlich machen.

Und noch einen weiteren Ansatz „zeitgemäßer“ Kunst verwirkliche ich in meinen Arbeiten: Es ist die Erkenntnis, dass die Welt hierarchisch gegliedert ist; so weisen Wissenschaftler darauf hin, dass das gleiche Grundmuster sowohl im Weltall, als auch im Makro- und Mikrobereich prägend ist.

 

Anschaulicher, aber durchaus prinzipiell ähnlich, verhält es sich bei der hierarchischen Gliederung vieler Pflanzenformen, beispielsweise bei der Fichte; das gleiche Formschema wiederholt sich vom Umriss des Gesamtbaumes über die Äste bis in die letzten Verzweigungen. Auch bei komplizierteren Formen, z.B. beim Ahornbaum, ist dieses Phänomen zu beobachten.

Längst hat das Prinzip der hierarchischen Gliederung Einzug gehalten in die vom Menschen gestaltete Welt; die Module der Architektur und die Rasterung in Reprografie und Druck sollen als Beispiele genügen, nur noch ergänzt durch den unverzichtbaren Hinweis auf die Pixel der digitalen Welt von heute.

In diesem Sinne „zeitgemäß“ ist auch die Art meiner Malerei zu sehen; „Baukastenprinzip“, „kristallin“, „strukturiert“ oder „geometrisch“ sind beschreibende Begriffe, die sich als treffend anbieten, immer allerdings auch den Gegenpol, das Organische, Zufällige und/oder Dynamische beinhaltend. Der so sich ergebende „Bild-im-Bild“-Gedanke ist unverkennbar.

Mit meiner Arbeit verfolge ich das Ziel einer Weiterentwicklung der Syntax und ihrer entsprechenden Anwendung in der Kunst. Meine Ästhetik ist nicht der Schönheit um jeden Preis verpflichtet, sondern einer adäquaten und idealen Zusammenführung von Syntax und Semantik zugunsten einer hohen künstlerischen Qualität.